Der
Harald Schmidt Skandal Wir hatten ja an nichts böses gedacht, als wir an diesem schicksalhaften 16. Januar 2000 statt Artikel für die Abizeitung ein Drehbuch für unseren Beitrag zu Harald Schmidts Video - Wettbewerb schrieben. man kann uns als Kindern des großkapitalistischen Wirtschaftswunders doch unsere Geldgier (Preisgeld: 5000 Mark, nicht Euro) nicht vorwerfen. Gott sei Dank war einige Wochen zuvor das Kreativbesäufnis auf Video festgehalten worden, so daß lustige Szenen keinesfalls Mangelware waren. Nur ein paar kurze Zwischensequenzen, um diese einzelnen Fetzen miteinander zu verknüpfen fehlten noch und sollten noch schnell auf dem Schulhof gedreht werden. Dies alles ging auch gut, das Video wurde - mangels Schneidemaschine in mühevoller Kleinarbeit unter Beteiligung zweier Videorecorder - zusammengeschnitten und ab die Post nach Köln, zur Harald Schmidt Show. Dort schien man recht begeistert, nur wenige Tage später, nämlich am 21. Januer wurde unser Machwerk ausgestrahlt und von knapp 1 Mio. Zuschauern, unter denen sich auch ein Kölner Theologe befand, mehr oder weniger bewundert. Bezeichnender Weise war die gesamte Stufe zum Zeitpunkt der Ausstrahlung nicht etwa vor dem Fernseher sondern hinter Bierdosen anzutreffen und erfuhr erst am nächsten Morgen vom neu erlangten Weltruhm. Lange währte dieser jedoch nicht; schon Montags wurde eine Abordnung der Verantwortlichen zur Direktorin zitiert, man könne den Ruf der Schule doch nicht derart schädigen. Schule ja, Megina Gymnasium nein, sämtliche - naja, rufschädigende - Szenen wurden in der alten Schule Alzheim, unserem offiziellen Partykeller gedreht. Wie dem auch sei, man geht halt hin, große Alternativen hat man ja nicht. Ein befreundeter Theologe aus Köln habe angerufen, was denn los sei hier in Mayen, Bier an der Schule, schlechtes Vorbild und so. Nun, die Hölle war los. Direktorin äußerst verärgert, Preisgeld - zur Begleichung eventueller Bußgelder dringend benötigt - noch immer ungewiß und das hartnäckige Gerücht, ein gewisser Herr Raab habe im Sekreteriat angerufen und nach einem schreienden Toilettenbenutzer gefragt. Als lebensrettende Maßnahme erwies sich in diesen Tagen die "Beschneidung" unseres Meisterwerkes durch die Redaktion der Schmidt - Show, welcher wir es zu verdanken haben, daß das wahre Skandalpotential, das das Originalband (welches aus diesem Grund auch erst kürzlich, nach erfolgreich bestandenem Abitur auf dieser Seite veröffentlicht wurde) in sich trägt, nicht ausgeschöpft wurde. Unterdessen wurden die Ausmaße des Skandals immer unüberschaubarer, die Kontrolle war uns längst aus der Hand geglitten, auch wenn am folgenden Tag die von der Schulleitung befürchteten Ü - Wagen von Sat.1 und RTL vor den Schultoren ausblieben. Das Lehrerollegium war - wie immer - gespalten, vereinzelte Sextaner äußerten Autogrammwünsche und unsere Videokopiermaschinerie arbeitete auf Hochtouren um der großen Nachfrage nach unserem Meisterwerk gerecht zu werden. Nun, rückblickend muß man sagen, nahm die Sache das übliche Ende. Eine Moralpredigt seitens der Schulleitung, mehrmaliges Auftauchen unserer Szenen im Best Of bei Harald Schmidt und - natürlich - keine 5000 Mark. Müssen wir eben auf den Kavier verzichten... |
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