Die fantastischen Vier

Nur vier Schüler(innen) waren phantastisch genug, nach der 11. Klasse den Latein LK zu wählen, wobei dies drei hiervon nach so mancher Kursarbeit bereuten:
Katja Bösch: Sie gilt bei Insidern als Grammatikexpertin, die sich ein Leben nach „Latein“ nur noch schwer vorstellen kann.
Mariam Diagayété: Fast könnte man denken, Latein wäre ihre Muttersprache, denn sie wußte meistens einfach alles.
Michael Ternes: Er hatte ein unglaubliches Talent, Herrn Bieber mit philosophischen Themen von der Übersetzung abzulenken.
Alexander Löhle: Er ist ein völlig unkomplizierter Typ, der öfters mal alles verwechselte und verdrehte, was nur menschenmöglich war.
Doch nun genug der Lobeshymnen; es ist Zeit, das alte Gerücht zu widerlegen, Unterricht im Latein LK hieße nur herumsitzen in 2000 Jahre altem Mief und dazu 2000 Jahre alte Texte zu studieren. Aus Erfahrung muß ich sagen, nein, ganz so ist es nicht, schließlich kommt allein schon beim Vokabellernen wahre Freude auf, die sich unter anderem im „normalen“ Lateinwochenplan widerspiegelt:
Dienstag, 5. Stunde: Latein, Herr Bieber hat als Supermann aller Ablative seinen ersten Einsatz im Krisengebiet Latein LK 13 für diese Woche.
Mittwoch, 2. Stunde: Latein, es ist noch früh am Tag, da wollen wir es mit dem Arbeiten mal nicht übertreiben. In der Not gräbt Biebermann eine seiner spannenden Anekdoten aus (immer wieder gern gehört die Geschichte mit dem Kollegen, der neben ihm während einer Seminarvorlesung einschlief).
Donnerstag, 2. Stunde: Es ist Zeit, die eben erst in der Deutschstunde (unsere Deutschlehrer(innen) mögen es uns verzeihen) zuvor gelernten Vokabeln aufzusagen und anschließend ernsthafte Grammatikstrukturen zu untersuchen.
Donnerstag, 9./10. Stunde: Ja, ja, Wiedersehen macht Freude, auch wenn wir nach zwei Stunden Mathe nachmittags bereits dem Einschlafen doch sehr nahe waren. Aber zum Glück gibt es da ja noch den Lateingrundkurs, der uns Lkler immer wieder mit neuem und wirklich sehr interessantem Wissen erfreute. So dozierte z.B. Annika K. eine halbe Stunde lang über „wohltemperierte(!!) Klaviere“, die irgendwie mit der Sphärenmusik aus Ciceros „Somnium Scipionis“ zusammenhingen. Kurz und gut, um so ein nachmittägliches Debakel heil zu überstehen, musste eine besondere Taktik her, und die hieß: sich dumm stellen und mehr fragen als antworten, was für uns ehrlich gesagt überhaupt kein Problem war. Letztlich kann man jedoch darüber streiten, wer gegenüber der Kompetenz von Herrn Bieber zuerst kapitulierte, der Grundkurs oder der LK.
Freitag, 6. Stunde: Latein, voll konzentriert, den Blick schon fest auf das Wochenende gerichtet, waren wir bei der Arbeit. Mit anderen Worten, wir widmeten uns wieder einmal unserer Lieblingsbeschäftigung und setzten uns mit ellenlangen Bandwurmsätzen auseinander, bei denen selbst Herr Bieber manchmal den vollen Überblick verlor, was uns nur recht sein konnte, da wir selbigen eh meist nicht hatten.
Anschließend bleibt jedoch festzuhalten, dass das Abenteuer Latein LK zwar dank der Herren Livius, Vergil und Cicero auch Schattenseiten hatte, Herr Bieber uns jedoch sehr half, diese zu meistern. Sein Unterricht war besonders anschaulich, da er sich eben nicht nur auf Vokabeln, Grammatik und Übersetzungen beschränkte; vielmehr vermittelte er uns auch die Philosophie und die geschichtlichen Umstände, die unsere Unterrichtstexte prägten. Zudem gab er uns fairerweise durch mündliche Befragungen und Tests immer noch die Gelegenheit, unsere Note zu verbessern, ging mal eine Kursarbeit daneben. Auch wenn die Kursarbeiten es wahrlich in sich hatten, hätte es also schlimmer kommen können.

Alexander Löhle

 

 

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