Jack, Ok?

Sommer 1998, 1. Schultag. Ziemlich genau 932 Jahre nach der Battle of Hastings treten 16 Schüler an, alle Niederlagen der letzten 1000 Jahre englischer Geschichte ungeschehen zu machen. Dass es nicht einfach würde, haben wir uns gedacht. Doch dass uns statt der unerfahrenen Uschi Haffke der kampferprobte Captain Jack gegenübersteht, damit hat keiner gerechnet. Diejenigen unter uns, die ihm in kleineren Vorbereitungsschlachten dieses großen Krieges schon einmal gegenüberstanden erzählen von grausigen Foltermethoden und erbitterten Kämpfen um jeden einzelnen MSS Punkt. Schließlich kann er, im Gegensatz zu uns, die wir größtenteils nur eine sehr unzureichende Grundausbildung unter Lt. Klappach und Sgt. Conrad genießen durften, auf die Erfahrungen aus 1000 Jahren englischer Geschichte zurückgreifen. Sehr schnell wurde unser Vormarsch gebremst, ein letztendlich zwei Jahre dauernder Stellungskrieg war nicht mehr abzuwenden.

Die Wunderwaffen unseres Gegners – „Medleys“ genannt – forderten schon nach kurzer Zeit die ersten Opfer. Bereits nach einem halben Jahr hatten wir Verluste zu beklagen und den Methoden unseres Gegners noch immer nichts entgegenzusetzen. Verzweifelt versuchten wir, von ihm zu lernen, seine Genialität zu kopieren, doch immer blieb er uns einen Schritt voraus. Immer neue Überraschungsangriffe mit Autoren, Maßeinheiten und sogar Königen führte er, denen wir - an guten Tagen – lediglich einen halbwegs korrekt aufgebauten If – Satz entgegensetzen konnten.

Obwohl wir von Captain Jack unzählige Male auf die berühmten „Amendments“ hingewiesen wurden, verletzte er selbst mit unprovozierten Angriffskriegen (HÜs) und barbarischen Entscheidungsschlachten (Kursarbeiten) eben diese Bill of Rights fast wöchentlich, so dass und oft nur noch unser „kleiner Freund der Bock“ als Verbündeter blieb. Alle unsere Niederlagen wurden im gegnerischen Kriegstagebuch akribisch genau vermerkt und uns gnadenlos vorgehalten - „Am 17.11. hast du ‚dough’ falsch ausgesprochen, deshalb kann ich dir nicht mehr als 7 Punkte epochal geben Kind“.

Doch trotz seiner stetigen Entmutigungen für die Zukunft („Kommt ihr mir ins Mündliche – ich mach euch kalt“) haben wir es schließlich geschafft. Die große Entscheidungsschlacht von Megina Mountain gewannen wir nach einem 4stündigen Gefecht knapp und glücklich, nicht zuletzt aber auch Dank verschiedener Tricks („Kennst du noch meine Eselsbrücke?“) und Erholungspausen („Na kommt Kinder, gehen wir spazieren“) die uns im Lauf der Jahre zuteil wurden. Insgesamt war es eine harte, aber auch faire Schlacht die wir in den letzten zwei Jahren schlugen. Nachdem wir nun unsere erste Feuerprobe überstanden haben, sehen wir uns bereit, in die Fußstapfen von William The Conqueror zu treten und nach fast 1000 Jahren eine Invasion der Insel in Angriff zu nehmen, denn schließlich wissen wir wahrscheinlich mehr über die Vorfahren der Windsors als die Queen und sind deshalb auch die eigentlich legitimierten Herrscher über das Vereinigte Königreich. Ok?

Karsten Jung

 

 

Die siegreiche Armee nach der Schlacht

 

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