Das ist die Berliner Luft

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ – So erschallten die obligatorischen Jubelgesänge in den Stammkursen Zäck und Tröger nachdem die Entscheidung demokratisch getroffen war.: Das Kursfahrtziel Im Jahr 1999 sollte Berlin heißen. Diese Liaison kam durch die Unfähigkeit des Zäck(kurses) zustande, der es in unzähligen Stunden nicht schaffte, ein geeignetes Ziel individuell zu bestimmen (Zitat Zäck:„Kinder, das führt zu nichts, wir drehen uns nur im Kreis!“). Dank Herrn Tröger bestiegen wir aber dann doch am 7. Juni gegen 7:45  Uhr den hochmodernen Reisebus der Firma „Mayener Kleinbusreisen“, der weder eine Bordtoilette, Fernsehen oder gar ausreichend Sitzplätze (!) für jeden Teilnehmer der Kursfahrt zu bieten hatte. Aufgrund der Sparwut des Herrn Trögers wurde nämlich wegen eines Preisvorteils von 100, in Worten HUNDERT, deutschen Mark gegen einen großen vollklimatisierten Bus mit kompletter Video- und Hifiausstattung entschieden. Naja, danke sagen hier vor allem Schmuddels und Steins Blasen, die sich in Folge übermäßigem Mixerykonsums während der Busfahrt und zusätzlich fehlenden Uriniermöglichkeiten auf ungeahnte Dimensionen ausweiteten.

Als der Trupp nach anstrengender Fahrt das „Luxusdomizil- Central“ erreichte, staunte man über sanitären Luxus, delikate Speisen und nobelste Suiten. Ein ehemaliger, zufriedener Insasse der Anstalt verfaßte wohl einst treffende Gravur: „Voll das KZ !“ Naja, egal, schnell vergaß man diese Missstände bei der Suche nach einem geeigneten Supermarkt, wo man die dezimierten Lagerbestände wieder auffüllen wollte. Bei der Suche erwieß sich ein Schüler besonders einsatzfreudig und kollidierte auf offener Straße mit fahrradfahrenden Berlinern. Der Aufwand lohnte sich jedoch und man kehrte vollbeladen und glückselig in das „KZ“ zurück.

Am ersten Abend zogen bildungshungrige Eifler in die Weiten der Großstadt aus, um geeignete Kulturstätten zu finden und zu testen. Die Suche stellte sich als erstaunlich unergiebig dar, was uns veranlaßte, ins liebgewonnene Heim zurückzukehren. Dabei entpuppte sich der überaus freundliche Portier als wahrer Gönner der Nachtschwärmer. Nach heftigem Belagerungskampf an der Pforte erzwang man den Einlaß.

Daß die Mädchen und Jungen aus disziplinarischen Gründen auf die Etagen 2 bzw. 6 deponiert wurden, sollte sich schnell als grober Fehler herausstellen. Anscheinend erging es anderen Klassen ähnlich, allerdings waren hier die Mädchen in der mehr oder weniger glücklichen Lage, sich mit unseren ‚Männern‘ auf einem Geschoß zu befinden. Unter ‚unseren Männern‘ gab es nämlich ein „KLEINes“ Prachtexemplar, welches sich den fremden jungen Gören in der großen, großen Stadt nur allzu herzlich annahm. Auf Nationalitäten oder gar äußere Merkmale wurde hierbei keine Rücksicht genommen.

Damit man die Stadt mal bei Tageslicht bewundern konnte, versuchten wir zu einem Treffpunkt zu finden, an dem eine Stadtrundfahrt starten sollte. Mit der Hilfe der beiden Lehrkräfte, die sich als erfahrene Großstadt- Hasen profilierten, hatten wir die Gegend bereits zu genüge durchlaufen. Unser Rundfahrtsleiter beschränkte sich dann ausschließlich darauf die Wörter: „Dat is´ ´en Dingens!“ zum besten zu geben und gab uns später folgenschwere Kneipentips. Abends stellte man mal wieder fest, daß die Hauptstadt nicht gerade viel an akzeptablen Kultureinrichtungen zu bieten hat und besann sich auf die zu Hause wartenden Lagervorräte. Eine andere Gruppe besuchte gleichzeitig die Theateraufführung „Ich bins Nicht, Adolf Hitler ists gewesen“. Hierbei gab besonders Herr Tröger als Darsteller eine hervorragende Figur ab, als er bei laufender Vorstellung die Bühne stürmte, um zu fragen, wann es denn endlich zu Ende sei. Nach getaner Pflicht widmete man sich angenehmeren Dingen und half beim Vernichten des Lagers, und das nicht ohne Wirkung.

Auf dem Weg zum Zoo lief Tobias Schunn, nachdem man ihn denn morgens mit vereinten Kräften auf dem Klo finden und wecken konnte, zur Hochform auf. Jedes Kioskfähnchen, das seinen Weg unachtsam kreuzte, wurde dem Erdboden gleichgemacht. Später sollte sich herausstellen, daß Tobi alle Erlebnisse an einem Tag durchlaufen zu haben schien: „Das schönste war heute der Alexander- Platz!“- „Da waren wir gestern, Tobias!?!“

So verbrachten wir eigentlich alle unsere Tage. Nachdem man im Laufe des Vor- und späten Nachmittages das übliche kulturelle Programm abspulte fand man sich früher oder später in der Kneipe an der Ecke, die den bezeichnenden Namen "Landsknecht" trug wieder und lernte dort so illustre Gestalten wie den MTV-Security-Proll Nils, genannt Pils, oder einsame alleinerziehende Väter kennen, die sich durch uns an ihre Jugend erinnert fühlen. Auch vielen Dank hier an die Wirtin, die versuchte, die neugewonnen Jugendlichen mit Bravo-Hits Mukke dauerhaft an sich zu binden, sehr zum Bedauern der drei etwas älteren Stammgäste an der Theke.

Selbstverständlich kommen solche Artikel wie der hier vorliegende Kursfahrtbericht nicht ohne Unmassen von Insidern aus, die wir euch bzw. uns auf keinen Fall vorenthalten möchten. Wir erinnern also voller Wehmut an die nun folgenden Ereignisse von Berlin '99:

-                       Der "Sender Freies Berlin", der von St. Ternes kurzerhand in "Freie Berlender Seen" umbenannt wurde.

-                       Die uns liebgewonnenen Billigmarken "Ja" und "Die Sparsamen"

-                       Die seltsamen Angewohnheiten des Dennis Freund, der sich um 21:00 Uhr in sein Zimmer ein- und seine 5 Zimmerkameraden damit ausschloss

-                       Die daraus resultierenden Fremdübernachtungen eben dieser Verstoßenen sowie Nacker's Unterhoseneskapade

-                       "Komm Steinmetz, wir gehen jetzt einen trinken" (O-Ton Tobias Schunn zu Stefan Ternes(?!?!) )

-                       Tobias Schunn im Zoo ( "Ich weiß wie du machst, Affe: Uh Uh Uh Uh AhAh....")

-                       Die Großdiskothek M.A.K, die außer 5 Sitz-, 3 Stehplätzen und Tequilla recht wenig zu bieten hatte, von letzterem aber leider Gottes umso mehr

-                       Das Nachtgewand des Gerhard T.

 Schließlich und letztlich (?!?) möchten wir uns SELBSTVERSTÄNDLICH bei unseren Bergleitern Gerhard Tröger und Herr Dr. Zäck bedanken. Auch wenn wir den ein oder anderen Abend gegen das deutsche Reinheitsgebot verstoßen haben und auch wenn der verlorengegangene Schlüssel am letzten Morgen dann doch noch ersetzt werden mußte hoffen wir, auch Sie hatten ein wenig ihren Spass und behalten uns in Erinnerung. Vielleicht sogar in guter?

Christian Wunderlich & Christoph Mohr

 

 

Manchmal gab es auch eine Sehenswürdigkeit zu entdecken...

 

Ein kleiner Bus auf großer Fahrt

 

Vorher...

 

... und nachher

 

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